Wahrnehmen – Bewerten – Entscheiden

An vielen Tagen und noch mehr Stunden durften wir miterleben, wie unterschiedlich Menschen mit allen Sinnen ihrer Arbeit nachgehen. Da unsere Sinne uns die Welt eröffnen, uns also erst die Möglichkeit geben, Dinge wahrzunehmen und zu begreifen, spielen Sie für unser Denken und Handeln eine große Rolle. In Ihren Begegnungen mit anderen Menschen haben Sie wahrscheinlich ebenso wie wir schon häufig erfahren dürfen, dass zwei Menschen in der gleichen Situation doch so Unterschiedliches erleben und empfinden.

Insofern halten wir folgende Aspekte der Wahrnehmung in Ihrer Tätigkeit für wesentlich:

  • Wahrnehmen und Bewerten
  • Umgang mit persönlichen Gewohnheiten
  • Die Sinne schärfen
  • Bewerten und Entscheiden

Wahrnehmen und Bewerten

„Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern unsere Sicht der Dinge.“ (Epiktet)

Wenn Sie im Alltag etwas wahrnehmen (sehen, hören, riechen, fühlen, schmecken), so tun Sie das immer unter folgenden Bedingungen:

  • bisherige Erfahrungswerte aus der Vergangenheit (z.B. bisherige Gespräche mit einem Kunden)
  • für Sie gültige Wertvorstellungen und Denkweisen (z.B. bestimmte Verhaltensnormen, die Sie übernommen haben)
  • derzeitiges Befinden (z.B. Ihre Stimmung, Ihre körperliche Verfassung, Ihr Stresszustand)
  • Ihr spezifisches Arbeitstempo (also die Geschwindigkeit mit der Sie „unterwegs“ sind)

Ihre Wahrnehmung wird durch diese Bedingungen „eingefärbt“ und führt Sie zu einer für Sie gültigen Bewertung (Einschätzung, Interpretation). Hieraus resultieren automatisch die passenden Emotionen und in der Folge auch Reaktionen auf das, was Sie wahrgenommen haben.

Was für Sie selbst gilt, gilt natürlich für jeden anderen Menschen auch. Es ist unter Umständen auch für Sie immer wieder spannend, überraschend oder auch ärgerlich (je nachdem) welche Bewertungen Menschen treffen, mit denen Sie regelmäßig zu tun haben.

Je mehr Sie allerdings über die Menschen erfahren haben (Menschenkenntnis), desto besser sind Sie vorbereitet. Besonders möchten wir an dieser Stelle darauf hinweisen, dass der Aspekt „Arbeitstempo“ in Fällen eine große Rolle gespielt hat. Wenn Menschen buchstäblich im ICE Tempo unterwegs waren, z.B. bei der Begehung eines Supermarktes, haben Sie deutlich weniger wahrgenommen – also mehr übersehen.

Welches Tempo für eine ausreichend gute Wahrnehmung von Details richtig ist, hängt sehr viel damit zusammen, wieviele Details benötigt werden.

Gute Erfahrungen können wir z.B. von Menschen berichten, die sich zunächst einmal in aller Ruhe einen Überblick über das Ganze verschafft haben. In fast allen Fällen hatten diese Menschen eine klare Besuchsorganisation.

Und hier noch ein Blick über den berühmten Tellerrand, der Ihnen zeigen wird, dass unserer menschlichen Wahrnehmung Grenzen gesetzt sind: Wahrnehmen und Zeit-Sinn

Umgang mit persönlichen Gewohnheiten

„Gewohnheit ist ein harter Klebstoff“.

In dieser Aussage steckt für viele Menschen eine oft durchlebte Erfahrung. Gleichzeitig aber auch der Wunsch, sich in der einen oder anderen Situation von bestimmten Gewohnheiten zu befreien, um der großen Gefahr der „Betriebsblindheit“ zu entgehen.

Da unser ganz normaler Alltag, also unser Denken und Handeln, ohne die bestens gepflegten Gewohnheiten gar nicht funktionieren könnte, fällt uns das Verändern oder sogar das Loslassen einiger Gewohnheiten besonders schwer. Wir sind hin und hergerissen zwischen dem guten Gefühl der Stetigkeit und Verlässlichkeit und der großen Gefahr der Betriebsbrille.

Das Gewohnte gibt uns in manchen Fällen also eine trügerische Sicherheit. Unsere Wahrnehmung, also z.B. das, was wir sehen und hören, kann uns dann einen Streich spielen. Wir übersehen ein Plakat, das an dieser Stelle schon seit Tagen nicht mehr hängen dürfte. Wir überhören den guten Gedanken, weil wir zu sehr mit uns selbst beschäftigt sind oder weil der Andere sonst immer nur kritisiert. Eine Person in unserem Umfeld, die die Welt natürlich mit etwas anderen Augen betrachtet als wir selbst, kann uns in diesen Momenten durchaus überraschen.

Was ist also zu tun, um die Betriebsbrille abzusetzen und die Sinne zu schärfen?

Die Sinne schärfen

Aus unseren persönlichen Erlebnissen im Coaching für unsere Kunden, möchten wir gerne die folgenden Anregungen weitergeben:

  • Verändern Sie von Zeit zu Zeit den Ablauf einer Routineaufgabe ganz bewusst (z.B. die Reihenfolge, die Dauer oder die Vorgehensweise)
  • Bitten Sie Menschen in Ihrem Umfeld um konkretes Feedback (Andere nehmen grundsätzlich anders wahr).
  • Bleiben Sie grundsätzlich neugierig und bereiten Sie auch „normale Routinearbeit“ vor.
  • Verbinden Sie auch immer wiederkehrende Aufgaben mit konkreten Zielen.(Was will ich in dieser Sache erreichen?)
  • Verändern Sie bewusst die Perspektive (z.B. die Entfernung oder den Standort), wenn Sie etwas betrachten. Hierzu gehört auch der Zeitfaktor also Ihr Tempo, welches Sie einschlagen. Manchmal sieht man so viel mehr.

Wenn Sie ein Bild betrachten, brauchen Sie immer zwei Faktoren, um es zu bewerten und zu begreifen:

1. die Form (also das Material, die Größe etc.) und
2. den Inhalt (also das Motiv, die Botschaft etc.)

Ebenso ist es mit Ihrer Wahrnehmung im Alltag. Um andere Bilder (Eindrücke) zu erhalten, ist es notwendig, die Form (also die Vorgehensweise) zu verändern. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen spannende Entdeckungen.

Und hier noch ein Audio-Impuls zum Thema Wahrnehmen:

Bewerten und Entscheiden

In vielen Situationen begegnen uns Dinge, die wir in ihrer Entstehung nicht beeinflussen konnten. Sie finden in einem Ihrer zu betreuenden Märkte gravierende Mängel vor. Ihre Reaktion darauf hängt davon ab, wie Sie die wahrgenommenen Mängel bewerten. Hier möchten wir aus den Erfahrungen der letzten Jahre einige Fragen stellen, die Ihre Bewertung beeinflussen könnten:

  • Wie häufig haben Sie diese Situation in dieser Art und Weise hier vorgefunden?
  • Wie bewertet die hierfür zuständige Führungskraft die Situation?
  • Welches Wissen hat diese Person zum Zustandekommen?
  • Was hat diese Person bisher unternommen?
  • Wie hat diese Person in vergleichbaren Situationen gehandelt?
  • Gab es Umstände die zu diesen Mängeln geführt haben, die diese Person nicht zu vertreten hat?

Wenn Sie nun Ihre Bewertung machen, könnten ihre daraus resultierenden Handlungen effektiver sein, da Sie nicht vorschnell Urteile (Vorurteile) gefällt haben. Sie können nun bewußt entscheiden, welche Folgerungen nun getroffen werden müssen. Sie können nun bewußt entscheiden, welches Rollenverhalten an dieser Stelle angemessen ist.

Und hier eine unserer Lieblingsgeschichten zum Thema „Wahrnehmen und Bewerten“.

Und hier geht’s zu einer interessanten Übung, die mit Ihrem Weltbild zu tun hat.

Und hier noch ein Video zum Thema „Wahrnehmen“:

Dieser Videoclip erinnert uns an unsere Wahrnehmungsschwäche und dadurch an mögliche Fehlentscheidungen.